Unten herum hatte ich meine Haare bisher nur zweimal im Jahr gestutzt, so war die Rasur etwas völlig neues. Es dauerte eine Weile und ich habe mich wohl mehrmals leicht geschnitten. Aber geblutet hatte ich schon oft, also ließ ich es bluten bis es vorbei war und wischte dann vorsichtig ab. Ich zog mir den Bademantel an der Tür über, denn Einheizen wollte ich um diese Jahreszeit nicht mehr. Klar, ich hatte genug Geld, aber die erlernte Ordnung hatte seinen Sinn, so wie auch der Bademantel dort hing, obwohl ich ihn nie brauchte. Unten angekommen war Werner bereits mit dem Essen fertig und hatte bereits abgeräumt. Als Gast müsste er das selbstverständlich nicht tun, aber wohlerzogene Menschen helfen einfach etwas mit, auch wenn es nur Gesten sind. Das war eine der Qualitäten, die ich an Werner immer achtete, auch wenn ich ihn abgrundtief gehasst hatte. Er hatte nie etwas verlangt, was er nicht selbst so handhabte. An seiner Körperhaltung und seiner Miene erkannte ich, es ist jetzt wieder Lehrstunde. Er bedeutete mir, mich auszuziehen und die Stellung der Visite einzunehmen. Ich kannte das schon, normalerweise war es nicht Werners Aufgabe gewesen, aber dann und wann musste er für andere einspringen. Aber ich setzte nur eine fragende Miene auf, nachdem ich den Bademantel über die Stuhllehne gelegt hatte - die Regeln hatten sich geändert. Aber Werner setzte nur ein bittendes Lächeln auf, also folgte ich widerwillig der Anweisung. Hände in die Nacken, beide Ellbogen eine Gerade, die Füße einen Meter auseinander. Brust raus, Bauch rein. Er holte eine kleine Spitze Zange hervor, kniete sich nieder und begutachtete meine Arbeit.
Es ziepte ein paar mal ganz fürchterlich, beim vierten Mal rief ich laut aus:
"Werner, was machst du???"
Erschrocken blickte er auf, mir in die Augen.
"Entschuldige bitte, alte Gewohnheiten. Ich hatte mich vergessen, kannst du mir verzeihen?"
Ja, schon gut, aber lass das bitte, steck die Zange wieder ein bitte!" Er tat es sofort und sagte dann nachdem er noch einige Augenblicke die Arbeit betrachtete...
"Sehr unsaubere Arbeit, Sibille. Da hast du dir keine Mühe gegeben. Und dort wo die Sonne nie scheint hast du überhaupt nichts gemacht?"
"Das hattest du schon einmal erwähnt....inwiefern ist meine Arschspalte zum Sex wichtig?" Werner dachte sichtlich nach, dann überging er die Antwort auf die Frage.
"Es ist auf alle Fälle hygienischer, ich rasiere mir das Arschloch auch. Überleg mal, Sibille....willst du dir den Arsch abwischen, oder die Scheisse in die Haare schmieren und den ganzen Tag damit herumlaufen?"
Das leuchtete ein, aber ich wusste, er sagte mir nicht alles. Auf mein Nachhaken erhielt ich nir ein kurzangebundenes "Später".
"Dein Zusammenbruch heute war rein psychischer Natur....bitte, zieh den Bademantel über und setz dich. Dir ist vieles völlig fremd, womit andere Kinder und Jugendliche aufwachsen, dafür noch als meine aufrichtige Entschuldigung. Wir müssen uns mit dem Fortschritt des Unterrichts etwas zügeln. Natürlich gäbe es die Hau-Ruck-Methode, aber das will ich dir nicht antun. Mein Vorschlag wäre, heute bis zum Abend zu reden und relaxen, und über die Nacht kuscheln?"
Ich war etwas enttäuscht, verstand aber die Weisheit dahinter. Ich hatte noch nichts gegessen, also machte ich mir geschwind einen kleinen Snack und Tee für uns beide. Der Tee war außerhalb der üblichen Zeit, aber für Tee war Werner immer zu haben. Nachdenklich sah mich Werner an....ich wusste, er hatte noch was zu sagen, aber ich bestand auf die Etikette und ließ ihn warten, bis ich mein kleines Mahl beendet hatte. Nach ein paar Augenblicken verstand er und lehnte sich gelassen zurück. Jemanden beim Essen zu stören ist ein absolutes NoGo. Als ich abgeräumt hatte, stellte ich mich dem Gespräch.
"Also Werner, was hast du auf dem Herzen?"
"Ja, weißt du....es ist nicht mein Recht, dich in deinem eigenen Haus in deiner Lebensweise zu kritisieren, aber ich mache mir grosse Sorgen um dich!"
Ich überlegte eine Weile. Ja, das ist ebenfalls ein NoGo. Wortlos erhob ich mich und ging in den Keller, überprüfte die Heizautomatik und drehte das Wasser auf für den Wirlpool, drehte es wenig auf, dann hatte ich circa 20 Minuten Zeit. Ich begab mich nach oben, setzte mich.
"Bitte fahr fort, Werner, aber fasse dich kurz!"
Ich war nicht wirklich verärgert, aber gerade Werner gegenüber wollte ich diesen Bruch der Etikette nicht ohne Widerstand hinnehmen. Aber seine Aufgabe war eben auch Ratgeber zu sein, eine Starthilfe fürs Leben.
"Sibille, ich verstehe deinen Wunsch, jetzt wo du frei bist, dein Leben in vollen Atemzügen auskosten zu wollen. Deine Eltern waren sehr großzügig zu dir, so kannst du dir ein solches Leben leisten, solange du dein Eigentum und deinen Besitz ordentlich verwaltest. Dennoch möchte ich dir als Freund und Ratgeber wärmstens ans Herz legen, dir eine ehrliche, bodenständige Arbeit zu suchen. Deine Eltern haben uns bestens bezahlt, und auch sonst keine Kosten gescheut, dir die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. Die Verwahrlosung deines Körpers und deiner Fähigkeiten kann ich nicht wortlos hinnehmen, ich bitte dich um Verzeihung für diesen Vorstoß."
"Ich verstehe und werde es ins Auge fassen, Werner." erwiderte ich kühl. Nach einer Kunstpause setzte ich fort mit einem Anflug eines Lächelns fort..."Der Wirlpool wartet, Werner. Ich denke drüber nach, versprochen." Damit gab sich der alte Mann mit einem halbwegs zufriedenen Lächeln zufrieden und wir begaben uns in den Saunabereich. Ich deutete ihm den Wirlpool und begab mich wortlos in die Sauna. Nach seiner Eröffnung wollte ich allein sein und dachte tatsächlich drüber nach. Es fiel mir sehr schwer, denn über meine Vergangenheit nachzudenken war immer sehr unangenehm. Ich kam widerwillig zu dem Schluss, dass Werner vermutlich recht hatte und entschied mich einen Teilzeitjob zu suchen für den Start. Dies abgeschlossen, verließ ich die Sauna und stieg zu Werner in den Pool. Ich teilte ihm das Ergebnis meines persönlichen Zwiegesprächs mit, worauf er sehr gönnerhaft lächelte....dann dachte ich mir, es wird Zeit, dass ich ebenfalls einen Bruch der Etikette wage. Spontan griff ich Werner an den Schwanz, wollte sowas schon immer mal machen. Sehr erbost blickte er mich an, aber bevor er etwas sagen konnte, rief ich aus: Jetzt halt bloß die Klappe Werner!!!
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