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    Meine Fee

    Spontane, blitzartige Fantasie, rasch niedergeschrieben zu dem Bild „Meine Fee“ (Ende Oktober 2022)

     

     Meine Fee

     

    „Ich ging im Walde so für mich hin und nichts zu suchen, das war mein Sinn“, schrieb Goethe vor mehr als 200 Jahren als Huldigungsgedicht für seine geliebte Frau. Mir ist meine Frau vor vierzehn Jahren gestorben, meine Freundin der letzten zehn Jahre, vor zwei Wochen.

    Daher noch ein Zitat, dieses Mal von Kästner: „Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine.“

    Ich bin nach Jahrzehnten der Zweisamkeit wieder allein und das macht mir mehr zu schaffen, als ich gedacht hätte. Und wie immer, wenn das Leben schwieriger wurde, gehe ich in den Wald und hänge meinen Fantasien nach.

     

    Wie gewohnt tauche ich in den kaum zwei Minuten von meiner Wohnung gelegenen Wald mit einem Gefühl der Erleichterung ein. Ich höre das leise Rauschen der Blätter, das Summen der Insekten, ich sehe die im Licht der Herbstsonne in vielen Farbtönen leuchtenden Blätter und trete in das weiche Braun der schon gefallenen Blätter. Ich beginne vor mich hinzusummen und mich im weichen, grünen Moos nach Pilzen und Schwammerln umzusehen.

    Plötzlich stört mich ein Duft, den im Wald zu riechen eher ungewöhnlich ist: Weihrauch! Der laue Wind kommt wie ein Hauch von rechts, also folge ich meiner Nase und suche mir einen Weg durch das nicht sehr dichte Gestrüpp. Mit offenem Mund starre ich den mächtigen Baum vor mir an, hinter dem offenbar eine mir unsichtbare Gestalt steht, von der ich nur einen nackten Arm und einen Zipfel eines orangefarbenen Gewandes sehe. Der Arm schwenkt einen Weihrauch Kessel, wie er in den Kirchen verwendet wird. Der sanfte Wind treibt die Schwaden träge in meine Richtung. Ich mag den Geruch von Weihrauch, aber hier kommt er mir fehl am Platze vor, also umgehe ich den Baum auf der anderen Seite und bleibe mit offenem Mund stehen.

    Da lehnt eine etwas üppige, halbnackte und rothaarige junge Frau an dem Baum, nur mit einem orangefarbenen Kittel bekleidet und schwenkt seelenruhig das Weihrauch Fass. Um den Hals trägt sie einen schweren Schmuck. Ich bin nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber jetzt bin ich doch kurz verwirrt. Schließlich räuspere ich mich leise. Sie wendet sich mir zu und lächelt mich sanft an, als wäre dies eine ganz banale Begegnung.

    „Wer sind Sie?“, frage ich zögernd und ein wenig heiser, weil sich in meinem Unterleib die Wärme der sexuellen Lust ausbreitet.

    „Deine Fee, Gerd!“, kommt ihre vor Vergnügen glucksende Antwort.

    „Meine… Fee…?“, frage ich ein wenig blöde, unsicher, was ich von ihrer Aussage halten soll. Ist sie eine Verrückte?

    „Ja, Gerd, Deine Fee! Ich begleite Dich seit Deiner Geburt. Du hattest liebevolle Eltern, dann eine liebende Frau, dann eine liebevolle Begleiterin. Du bist immer entschlossen Deinen Weg gegangen, erfolgreich, eingebettet in eine große Familie. Nun aber stehst Du da, ohne ein weibliches Wesen an Deiner Seite und weißt nicht, mit wem Du Deine Fantasien der Grausamkeit teilen sollst!“

    Ich starre das Mädchen ein wenig verstört, ein wenig entsetzt an. Was weiß es von meinen Fantasien? Ich muss ziemlich blöd dreinschauen, denn sie fährt fort:

    „Schau nicht so doof, Gerd, sondern nutze die Gelegenheit. Ich bin aus Fleisch und Blut. Als Fee kann ich das und ich werde Dir einen Wunsch erfüllen, aber nur einen einzigen. Überlege gut, was Du Dir wünscht.“

    Ich starre die junge Frau an, unsicher, was ich von ihren Worten halten soll. Setze ich mich ihrem Spott aus, wenn ich einen Wunsch ausspreche? Schließlich gebe ich mir einen Ruck und verlange mit vor Erregung heiserer Stimme:

    „Sei meine Sklavin, so lange ich noch lebe!“

    „Ein sehr kluger Wunsch, Gerd!“ und mit veränderter, etwas ängstlicher Stimme: „Tut mit mir, was immer Ihr wünscht, Herr Gerd!“

    Ich bin immer noch ziemlich unsicher und verstört, was ich von der Situation halten soll. Mein erster Gedanke ist, dass sie sich entkleiden soll, damit ich ihren Körper erkunden und liebkosen kann. Offenbar kann meine Fee Gedanken lesen! Sofort legt sie den Weihrauch Kessel in eine kleine Kuhle zwischen den mächtigen Wurzeln des Baumes und schiebt den Rockbund zu den Knöcheln. Anmutig steigt sie aus den bauschigen Stoffberg, verschränkt die Hände hinter dem Rücken, stellt die Beine schulterbreit und lächelt mich an. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Eine echte, nackte Rothaarige, denn die Schamhaare sind auch rot. Ich lechze danach, diese helle Haut zu berühren, die Wärme und das Fieber der Lust zu genießen. Aber halt! Lieber würde ich ihr Nadeln in die drallen Brüste stechen. Schon bückt sie sich, holt aus dem Stoff Haufen ein Nadelkissen hervor, Hand und Fuß Gelenksmanschetten und Stricke und hält mir das alles hin. Fieberhaft greife ich danach, lege ihr die Manschetten an, ziehe ihr die Arme nach hinten um den Baumstamm und verschnüre sie dort brutal. Die Beine werden ebenfalls gespreizt festgezurrt. Ich greife zur ersten Nadel, halte sie ihr vor Augen, Augen, die voll Entsetzen auf die blinkende Nadelspitze stieren und steche in die Unterseite der drallen, linken Brust. Ein gellender Schrei entflieht dem Mund meiner Fee. Erschrocken schaue ich mich um.

    „Keine Angst, Herr Gerd, solange Ihr am Werk seid, kommt niemand hier vorbei!“, krächzt sie mit zitternder Stimme

    Ich lasse meiner Lust erleichtert ihren Lauf, genieße ihr Schreien, ihre Versuche, sich zu befreien und ich verschone auch ihren Schritt nicht. Die Nadeln dort lösen ein Dauergeschrei aus. Wie eine Wahnsinnige versucht sie, ihre Fesseln zu sprengen, vergeblich. Ich höre erst auf, als ich bemerke, dass sich kleine Tröpfchen, die wie Diamanten in der Sonne glitzern, in ihren Schamhaaren zeigen. Mit meinen Händen fache ich die aufkeimende Gier an, bis sie mich vor Lust stöhnend und stammelnd anfleht, sie zu nehmen.

    Ziemlich verwirrt tauche ich aus meinem Tagtraum auf, höre die normalen Geräusche des Waldes, glaube noch eine leise Stimme des Mädchens zu hören:

    „Wann immer Du in Zukunft ein Bild mit Lust betrachtest, werde ich, Deine Märchen Fee, es sein, die Dir zu Diensten ist!“

    Und ich weiß, dass jede meiner Fantasien im nächsten Augenblick vergessen sein wird, wie ein nächtlicher Traum, wenn ich sie nicht sofort aufschreibe, so, wie es bei dieser hiermit geschehen ist.

     
      Posted on : Jan 15, 2024
     

     
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    egonm
    egonm's profile
    Comments: 86
    Commented on Jan 15, 2024
    ein wunderschönes märchen
    Irgendwie finde ich es interessant, dass du im Schreiben Trost gefunden hast und auf Fantasie zurückgegriffen hast......
    Jeder will und tröstet sich auf seine Weise
    Und es ist nur richtig, dass es Trauer und Einsamkeit im positiven Sinne lindert und dass etwas die Lücke füllt, die nach dem Verlust eines geliebten Menschen entsteht...

    Ich frage mich, ob Sie hier noch etwas anderes schreiben oder nur diese Geschichten
    Wenn Sie möchten, können Sie dies in einer privaten Nachricht beantworten.

    l.g. Egon
     




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