Vorwort zu meinen BDSM-Geschichten,
um Missverständnissen vorzubeugen. Bitte lesen!
Nichts von dem, das
hier niedergeschrieben ist, entspricht meinen persönlichen moralischen
Vorstellungen, die von Toleranz für die Verschiedenartigkeit jedes Menschen
geprägt sind.
Es handelt sich um
Fantasien, die seit meiner Kindheit, zunächst ohne mein Zutun auftauchten,
später von mir als Gegenpol zu den Widrigkeiten des realen Lebens verwendet
wurden.
Etliche dieser
Märchen der Grausamkeit habe ich niedergeschrieben, etwa so, wie ein Krimiautor
eben über Morde fantasiert, die zu begehen er sicher nicht vorhat.
Wer Fantasien ins
reale Leben einbringen will, muss sich bewusst sein, dass es in der Realität
Grenzen gibt, persönlicher Natur durch die Leidensfähigkeit der Partnerin, des
Partners, moralischer Natur, was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch
keinem andern zu und legistischer Natur in Form der Gesetze.
Fantasien dagegen
sind wie Träume, grenzenlos, bunt und unverbindlich, dienen lediglich der
eigenen Lust und der Lust der Leserin, des Lesers.
ANNA 02
Sobald wir aus dem Lokal draußen sind, biete ich Anna meinen
Arm und fordere sie auf:
„Komm, häng dich ruhig ein. Mein Auto steht ganz nahe. Ich
muss von dort etwas holen, dann können wir gemütlich weiter spazieren und über
deine Fantasien plaudern!“
Sie hängt sich zwar ganz munter und gerne bei mir ein, fragt
aber doch ein wenig befremdet:
„Wie kommen Sie darauf, Herr Gerd, dass ich Fantasien habe
und darüber reden will?“
Ich lächle sie an und erkläre ihr:
„Schon dein Verhalten im Kino ließ mich vermuten, dass die
gezeigten Szenen deinen Fantasien nahekommen. Dann hast du es ja auch
zugegeben, sowohl masochistische, als auch sadistische Fantasien zu haben. Du
wolltest sie so genießen können, wie ich sie genieße und hast dich dem aufregenden
Test unterzogen und ihn auf wundervolle Weise bestanden. Also!“
Ich blicke verstohlen zu ihr. Sie hat den Kopf abgewendet,
ist wieder einmal über und über rot geworden und nagt an ihrer Lippe.
Schließlich rafft sie sich auf und sagt entschuldigend:
„Verzeihung, Herr Gerd, ich bin ziemlich durcheinander.
Schon der Film hat mich aufgewühlt, dass ich einfach so mir nichts, dir nichts
mit einem wildfremden Mann in ein Lokal gehe, mich dort einem demütigendem,
aber irgendwie befreiendem Test unterwerfe, ist mir wirklich unerklärlich und
dass ich jetzt mit Ihnen so vertraulich spazieren gehe und darauf brenne, meine
geheimsten Fantasien zu erzählen, ist mir wirklich unheimlich!“
„Das ist vollkommen normal und später wirst du darüber
lachen können. Aber da sind wir!“, beruhige ich die Aufgeregte. Sie schaut
neugierig zu, während ich die Autotür entsperre und vom Rücksitz ein zwei Meter
langes, weißes Seil mit sechs Millimeter Durchmesser nehme und ihr in die Hand
drücke, um das Auto wieder zu versperren. Verwirrt und mit leicht geöffnetem
Mund starrt sie auf das weiße Seil in ihren Händen, das wundervoll zu dem
schwarzen Kleid kontrastiert. Ihre Augen sind weit offen und blicken mich
fragend an. Ich nehme ihr das Seil aus der Hand, lege es zusammen und fordere
sie auf, die Hände zu Fäusten zu ballen, einen kleinen Zwischenraum zu lassen
und sie mir hinzuhalten.
Zornig tritt sie einen Schritt zurück und faucht mich
hochrot im Gesicht wütend an:
„Sie wollen mich doch nicht im Ernst hier auf offener Straße
fesseln, Herr Gerd?“
„Doch, Anna, genau das will ich! Und genau das willst auch
du! Erinnere dich: Gehorsam, Demütigung und Schmerz sind die drei
Ingredienzien, aus denen deine Fantasien bestehen!“, erwidere ich kühl.
Amüsiert beobachte ich die widerstreitenden Empfindungen, die über dein Gesicht
huschen: berechtigte Empörung über die Zumutung, Zweifel an ihrer eigenen
Intelligenz, dass sie sich in so eine Situation hineinmanövrieren lässt und die
überwältigende Sehnsucht danach, ihren doch auch belastenden Fantasien auf den
Grund zu gehen. Diese unbegreifliche Sehnsucht gewinnt schließlich Oberhand.
Mit Tränen in den Augen streckt sie mir die Hände hin und schielt dabei links
und rechts, ob irgendjemand das ungewöhnliche Geschehen bemerkt und sie
bedauernd ansieht. Aber nichts dergleichen geschieht, alle hasten einfach
vorüber, während ich ihr gekonnt und für sie unlösbar die Handgelenke
aneinanderfessle.
„Tut irgendetwas weh, Anna?“, frage ich sie zur Sicherheit,
während ich mich bei ihr einhänge und die linke Hand über ihre Fesselung lege,
damit diese weniger auffällig werde. Anna verneint, wie erwartet, also kann ich
die Sprache auf mein eigentliches Anliegen bringen:
„Wie kam es denn zu deiner ersten und prägenden Fantasie,
Anna?“
Sie überlegt kurz und beginnt ihre Geschichte:
„Ich war etwas älter als dreizehn Jahre, als ich von meinen
Eltern zum Austausch nach London geschickt wurde. Ich kam in eine
spanischstämmige Familie Hernandez, mit deren Tochter Elvira ich mich rasch
anfreundete. Natürlich stand während der vier Wochen, die ich dort verbrachte,
auch ein Besuch des Towers of London auf dem Programm. Elvira und ich fanden
die kalten, hohen und verstaubten Räume nicht sehr ansprechend. Es war wirklich
zum Kotzen. Bis der Museumsführer uns in einen Raum führte, in dem angebliche
Relikte der spanischen Armada ausgestellt sind. Unser Führer erklärte alles
monoton und ausführlich, zum aus der Haut fahren. Aber ganz plötzlich spürte
ich ein Kribbeln im Nacken und hing wie gebannt an den Lippen des Erklärenden.
Vor mir in einer Vitrine unter Glas ein Jahrhunderte altes Buch, aufgeschlagen,
mit einer Zeichnung eines zweiräderigen Eselskarrens, an dem ein halbnackter,
junger Mann gefesselt nachgezerrt und dabei von zwei Folterknechten gepeitscht
wurde. Darunter standen in altertümlicher, verschnörkelter, kaum lesbarer
Schrift die Worte:
WHIPPING AT THE CART‘S TAIL
Der Museumsführer war auch jung und blass und hatte einen blonden
Schopf. Mit wässerigen Augen musterte er mich, als spräche er nur zu mir. Ich
starrte ihn auch wirklich mit offenem Mund und großen Augen an, als er
erklärte, dass whipping at the cart’s tail schon an sich eine Strafe für
mindere Verbrechen war, dass es aber auch auf dem Weg zu der Richtstätte auf
dem Marktplatz zur Anwendung kam, wo dann die verhängten Strafen vom Stäupen,
übers Hängen, Rädern oder Kopfabschlagen ausgeführt wurden. Und mit breitem
Grinsen in meine Richtung fügte er dann hinzu: Nacktheit bildlich dazustellen
war damals verboten, aber selbstverständlich waren die Delinquentinnen und
Delinquenten nackt, um dadurch noch intensiver gedemütigt zu werden und als
Abschreckung zu dienen. Mir wurde schwach in allen Gliedern, ich fürchtete
umzufallen und krächzte nur mühsam die Frage heraus: Frauen waren auch nackt?
Of course, Miss! war seine Antwort, die mich in einen wahnwitzigen Trubel von
traumartigen Bildern stieß, mich erregte und gleichzeitig schrecklich
ängstigte.
Elvira bemerkte meinen veränderten Zustand, machte sich
Sorgen um mich, wollte wissen, was los sei, aber ich antwortete einsilbig und
ausweichend. Ich konnte mir ja meinen Zustand selbst nicht erklären. Elvira
schlug in ihrer unkomplizierten Art einen Ausflug in die Beatles Stadt
Liverpool vor, der dann auch wirklich ein wenig hilfreich war.“
In dem Moment werden wir von einer aufgeregt
gestikulierenden und schimpfenden Menge am Weitergehen gehindert. Ich habe,
ohne es zu wollen, meine Hand von Annas gefesselten Händen gezogen und
beruhigend auf ihren Unterarm gelegt. Anna hat wohl auch in ihrer Erregung,
überwältigt von den Erinnerungen, lauter gesprochen.
Es fallen Ausdrücke wie Unhold, Verbrecher, Vergewaltiger. Ich
hebe die Arme, lächle und bitte um Ruhe. Das dauert. Anna blickt mich ängstlich
von der Seite an. Sobald der Tumult sich ein wenig gelegt hat, greife ich
hurtig nach der kleinen Schleife in ihren Fesseln, ziehe daran und halte die
Schnur an der Schlaufe hoch. Einige Leute, die vorne stehen müssen lachen über
den Trick. Ihnen erkläre ich, während ich die Schnur einstecke:
„Diese Attrappe einer Fesselung war notwendig, um unserem
Gespräch einen gewissen emotionalen Hintergrund zu geben. Wir würden nun gerne
unser Gespräch ungehindert fortsetzen!“ Schon wollen die Leute ihrer Wege
gehen, aber Annas Stimme hält sie auf.
„Würden Sie, Herr Gerd, so freundlich sein, mich wieder zu
fesseln? Aber dieses Mal ernsthaft, sonst sind Sie in Zukunft für mich nicht
glaubhaft! Bitte!“
Ich könnte dieses zauberhafte Geschöpf wahrhaftig abbusseln,
aber ich will erst ihre Geschichte zu Ende hören. Also komme ich ihrer Bitte
nach, werde mich aber bemühen, meine Hand nicht wieder wegzuziehen. Anna nimmt
den Faden wieder auf:
„Elvira hat sich sehr bemüht, mich wieder in einen heiteren
Zustand zu bringen und teilweise ist ihr das auch gelungen, vor allem, weil
meine Zeit in England zu Ende ging und wir gemeinsam zurück zu meinen Eltern
fuhren, wo Elvira mir weiter Englisch und ich ihr weiter Deutsch beibrachte.
Aber meine Fantasien kreisten weiterhin sehr intensiv um den Gebrauch der
Peitsche auf nackter Haut, aber auch um andere Foltermethoden. So brachte ich
schließlich meine Eltern und Elvira dazu, mit mir ins Foltermuseum in
Rothenburg ob der Tauber zu fahren. Dort war es eine Reck Bank mit
Stachelwalzen, die mir einerseits grausige Horrorgefühle bescherte,
andererseits aber die wohlige Hitze im Unterleib auslöste, die ich sosehr
genoss, wenn ich mir vorstellte, muskulöse Folterknechte wurden mich nackt
darauf werfen, fesseln und ausspannen, während sich die Stacheln der Walzen
grauenhaft schmerzend in meinen Rücken und meinen Popo bohrten, oder gar in
Brüste und Scham. Die große Zahl an Besuchern in diesem Museum gab mir außerdem
wenigstens die Gewissheit, nicht die einzige Irre zu sein, die solche Fantasien
erregten.“
Ich unterbreche Annas Erzählung und frage sie, ob sie mir
die Bilder, ihre Fantasien, vom Tag im Tower von London schildern kann. Sie
antwortet:
„Klar, das ist in meinem Gehirn eingebrannt für alle Zeit,
die ich noch lebe. Ich dachte ja, ich sei verrückt geworden, eine Wahnsinnige,
die sich daran erfreut, sich vorzustellen, dass sie im Mittelalter auf offener
Straße, vor allen Leuten, nackt ausgepeitscht wird. Aber schön der Reihe
nach: Irgendwie hatte ich das Gefühl,
ich müsste für mich selbst einen Grund erfinden, der meine drakonische
Bestrafung nach sich zieht. Ich dachte da an Ladendiebstahl. Zwei oder drei
Äpfel aus der Steige stibitzt, in der Schürze verborgen und in irgendeiner
verborgenen Ecke verzehrt. Wurde aber gesehen, erkannt und angezeigt. Da es
mehrere Zeugen gab, war Leugnen zwecklos und meine Eltern befahlen mir zu
gestehen, was ich auch tat. Ich wurde verurteilt, fünfundzwanzig Stockhiebe zu
erhalten, nackt an den Pranger Pfahl gefesselt, vom Gericht bis zur Richtstätte
auf dem Stadtplatz nackt an den Eselskarren gefesselt von zwei Knechten mit
Ruten gestäupt zu werden. Ein kurzer Weg, aber sehr, sehr lang, wenn man weiß,
wie so ein Esel sich fortbewegt und noch länger, wenn man sich vorstellt, mit
Ruten auf Po und Rücken gedroschen zu werden. Ich wollte tapfer sein und meine
gerechte Strafe ohne Wehklagen zu akzeptieren, aber der Schmerz war zu groß.
Schluchzend und greinend kam ich auf dem Platz an. Erleichtert fühlte ich mich,
als die Hiebe aufhörten, ich losgebunden wurde und von den zwei Knechten
gepackt über einige Stufen auf das Podest mit dem Schandpfahl geschoben wurde.
Mein Rücken brannte jetzt schon heftig und grausam, aber oben wartete der Stadt
Büttel auf mich, ein grobschlächtiger, nach Schweiß stinkender Kerl, der mich
mit seiner Pranke im Genick packte und mich gegen das raue Holz des
Schandpfahls drückte, während seine beiden Knechte meine Fuß und Hand Gelenke
mit dicken, rauen Stricken so auf der Vorderseite des Pfahles festbanden, dass
ich mit nach hinten gestrecktem Arsch mehr an dem Pfahl hing, denn stand.“
Ich muss schmunzeln über diese Diktion, dass Anna mich
fragend ansieht, ob sie weitererzählen soll. Ich nicke nur aufmunternd und sie
fährt fort:
„Dann kniff er noch mit der Riesenpranke derb in die Haut meines
Popos und meiner Schultern, brummte etwas Abfälliges in seinen Bart und suchte
aus einem in der Ecke stehenden Bottich mit Wasser eine passende Gerte heraus,
mit der er dann zischende Probehiebe in der Luft ausführte, dass mir die
Gänsehaut über Rücken und Po lief. Ich musste mit aller Macht ein Zähneklappern
unterdrücken und auch ein verzweifeltes Schluchzen.
Und dann kam er auch schon, der erste Hieb, schräg über
meinen oberen Rücken. Nicht so unerträglich wie ich erwartet hatte, aber doch
so, als hätte man mir ein glühendes Eisen aufgelegt. Ich konnte nicht anders,
ich musste schreien, schreien, schreien und ich rieb aufgeregt an dem rauen
Pfahl auf und ab und hin und her. Diese Schmerzen waren ein Hauch gegen das
Brennen auf meinem Rücken. Ich hörte die begeisterten, johlenden Schreie der
Zuschauer, aber mir war alles gleichgültig, ich wollte nur der Qual entfliehen
und konnte nicht. Ich konnte sie nur hinauskreischen, dabei immer schluchzender
werdend. In den abebbenden Schmerz hinein brannte sich der nächste Hieb, schräg
von der anderen Seite in meine Rückenhaut. Ich versank schreiend, kreischend
und schluchzend in einem unendlichen Meer an Qual. Ich zerrte wie von Sinnen an
den Fesseln, aber die waren unerbittlich. Schließlich verlor ich nach dem zwölften
Hieb das Bewusstsein und fiel und fiel in ein schwarzes Nichts. Ich fühlte mich
dabei wohl, spürte nichts, aber hatte Angst vor dem Aufprall, der allerdings
nicht kam.
Stattdessen brachte mich ein Schwall kalten Wassers zu
Bewusstsein und damit zu den höllisch brennenden Schmerzen an meinem Rücken
zurück. Die Verschnaufpause war nur kurz. Der Büttel suchte eine neue, etwas
dickere Gerte aus und prüfte sie wie zuvor. Dabei blickte er mir hämisch
grinsend ins Gesicht, das ich voll schrecklicher Erwartung mühsam ihm zugedreht
hatte. Mich fröstelte. Ich wandte mich von dem schrecklichen Anblick ab und
drückte meine Stirne an das Holz des Pfahles, das sich vergleichsweise warm
anfühlte. Es war eine eigenartige Mischung der Empfindungen. Die zwölf Hiebe
brannten wie Feuer, je sechs rechts und links, schräg, einander in der Mitte
des Rückens, etwa über der Wirbelsäule kreuzend, wie sechs brennende Dachgiebel
untereinander. Gleichzeitig schlotterte ich am ganzen Körper von dem kalten
Guss und vor Angst wegen der nächsten Hiebe.
Diese Ungewissheit darüber, wie die Auspeitschung
weitergehen würde, erzeugte eine schmerzhafte Anspannung, Erwartung in mir.
Würde der Büttel weiter meinen Rücken bearbeiten? Oder doch meinen Popo? Ich
ertappte mich bei der irrwitzigen Vorstellung, dass Letzteres mir lieber, weil
reizvoller, neuer wäre. Tatsächlich traf der Hieb mit dem dicken Stock mich
vollkommen unerwartet wirklich über den oberen Teil meines Popos. Der Schmerz
war weitaus greller, atemberaubender als es jener der Hiebe über den Rücken
gewesen war. Mein gellender Schrei muss für die Zuschauer sehr, sehr schrill
geklungen haben. Unwillkürlich wackelte ich mit meinem Ärschlein, was die
Zuschauer offensichtlich höchlichst amüsierte. Rasch folgten die nächsten fünf
Hiebe, einer einen Zoll tiefer als der andere. Ich schrie, ich kreischte, ich
schniefte in hilfloser Qual, in höllisch brennendem Schmerz von meinen
malträtierten Hinterbacken. Zitternd, bebend, schluchzend hing ich an dem
Pfahl. In meinen Ohren sauste es, ich fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren.
Was mich aber am hinüber Dämmern hinderte, war die wie ein teuflischer Blitz
auftauchende Gewissheit, dass noch sieben Hiebe ausständig waren. Dieser
erschreckende Gedanke gab mir eigenartiger Weise Kraft und löste einen
sinnlichen, nicht unangenehmen Reiz in mir aus, einerseits Neugier,
andererseits eine Erwartung von noch grausamerer Demütigung als bisher schon
geschehen. Verwundert nahm ich zur Kenntnis, dass meine Fesseln gelöst wurden.
Schon wollte ich erleichtert aufatmen, dachte, ich hätte mich verzählt, oder
der Rest meiner Strafe wäre mir wunderbarer Weise erlassen werden. Umso
bitterer traf mich die Tatsache, dass ich nun mit Hilfe der Büttel umgedreht
wurde. Meine Handgelenke wurden mit den dicken Stricken an große, bewegliche
Ösen links und rechts in Schulter Höhe angebunden. Ich saß also auf dem Boden ein
wenig vor dem Pfahl. an den ich gefesselt war.
Voll Wucht überfiel mich die Erkenntnis, dass die restlichen
Hiebe meiner Vorderseite zugedacht waren. Ein einerseits erwartungsvolles,
andererseits ängstliches Frösteln ließen mich zittern. Wohin würde der Büttel
zielen? Meine Brüste? Um Himmels Willen! Diese Möglichkeit machte mich
schaudern, erregte mich aber auch. Hatte ich doch genau darüber fantasiert. Ich
wurde aus meinem Sinnen gerissen, als meine Fußgelenke ebenfalls mit Stricken
aneinandergebunden und zu einem Ring aus Eisen im Boden gezurrt wurden, dass
mein gespannter Körper wie ein schiefes Brett am Pfosten angebracht war. Ich
war erleichtert darüber, dass meine Beine eng aneinandergebunden wurden und nur
der dichte Haarbusch zu sehen war.
Der Büttel blieb bei dem dickeren Stock. Ich fühlte mich
noch mehr gedemütigt und noch mehr erregt als vorhin, weil ich nun direkt die
gespannt grinsenden Gesichter der umstehenden Männer und die höhnisch
verzogenen der Weiber vor mir hatte. Unwillkürlich schloss ich die Augen, um
dieser beschämenden Tatsache zu entgehen, stieß aber im nächsten Moment einen
durchdringenden, gellenden Schrei aus, der in haltloses Schluchzen überging.
Rühren konnte ich mich ja kaum. Die unwillkürlichen Abwehrbewegungen meiner
Schultern brachten lediglich meine schönen, vollen Brüste zum Wackeln. Ich riss
entsetzt die Augen auf und blickte an mir hinunter. Ich fühlte mich, als hätte
man mir die Dinger vom Leib gerissen. Mit zitterndem Selbstmitleid beobachtete
ich das Entstehen zweier roter Striemen, eines am Brustansatz, eines weiteren
an der größten Wölbung. Rasch folgten zwei weitere Stockhiebe, unterhalb der
Brüste und oberhalb der Schamhaare, noch rascher einer unterhalb der Schamhaare
über die Oberschenkel und ein zweiter wieder einen Zoll darunter. Der Schmerz
der verabreichten Hiebe entlockte mir ein raues Dauergeheul, dazwischen Zischen
und Schluchzen. Ich konnte gar nicht aufhören, so sehr brannte mein gepeinigter
Leib. Ich genoss diesen brennenden Schmerz auch irgendwie, verstummte aber
abrupt, als ich bemerkte, dass meine Fußfesseln gelöst, meine Beine
hochgeklappt und dabei auch gespreizt wurden. Befestigt wurden sie an denselben
Ösen, an die auch meine Handgelenke gebunden waren.
Ich erstarrte blitzartig. Einerseits durchrieselte mich ein
süßes Verlangen, eine Erregung, andererseits fühlte ich tiefe Beschämung
darüber, dass dadurch meine Beine so weit gespreizt wurden, dass meine Scham
offen vor aller Augen lag. Ich zitterte vor Entsetzen, gleichzeitig
durchrieselte mich aber eine heiße Erregung, als mir klar wurde, dass diese Art
der Fesselung nur eines bedeuten konnte: Der letzte, der fünfundzwanzigste,
Hieb war für meine Schamspalte bestimmt. Das war die logische Krönung meiner
Fantasien. Ich spürte das hitzige Rieseln in meinem Unterleib, das Zeichen der
Lust und fröstelte doch gleichzeitig in der Erwartung des unmenschlichen
Schmerzes. Ein gellender Schrei meinerseits, eine Schmerzexplosion, das
unbändige Hochgefühl etwas nicht zu Überbietendes zu erleben, ließen mich in
eine Schwärze der Ohnmacht stürzen, restlos zufrieden und erlöst.
Anna schweigt abrupt, blickt mich ängstlich und fragend an:
„Halten Sie mich jetzt für vollkommen meschugge und
verrückt, Herr Gerd?“
Vertraulich lächelnd erwidere ich:
„Aber keineswegs, Anna! Eine ähnliche Geschichte würde ich
Dir von meinen ersten Fantasien der Grausamkeit erzählen. Vor allem imponiert
mir Dein Erzähltalent. Du könntest ja Romane schreiben! Also, solche Fantasien,
wie die eben geschilderte, erregen Dich sexuell, Anna?“
„Danke, Herr Gerd, für die anerkennenden Worte! Sehen und
vor allem fühlen Sie selbst, Herr Gerd!“, ist ihre in meinen Ohren erfreulich
klingende Antwort und sie fährt auch gleich fort:
„Schauen Sie, Herr Gerd!“
Bei diesen Worten entzieht sie mir flugs ihre gefesselten
Hände, ergreift den Saum ihres schwarzen Kleidchens und hebt ihn hoch,
ungeachtet der amüsierten Blicke der uns entgegenkommenden Damen und Herren.
Dieses Mal gibt es keinen Tumult, sondern anerkennende Blicke und von den
Jugendlichen Pfiffe. Der Zwickel ihres Höschens weist einen großen feuchten
Fleck auf. Wie von ihr gewünscht, greife ich auch hin, nehme aber rasch ihre
gefesselten Hände in meine Hand zurück und lasse den Rocksaum wieder an seine
Stelle gleiten.
Ich überlege, welche Frage ich ihr als nächst vorsetzen
soll, um sie nicht zu verprellen, aber sie ist flinker als ich und fragt:
„Verachten Sie mich jetzt, Herr Gerd, wegen meiner unangebrachten
Offenheit?“
„Aber ganz und gar nicht, Anna! Ich überlegte nur, wie ich
Dich fragen soll, welche Erwartungen Du an unsere überraschende Bekanntschaft
knüpfst. Willst Du auf der Fantasieebene bleiben? Willst Du herausbekommen, ob
Du eine masochistische Ader hast, die Du auch ausleben willst?“
Anna lächelt mich verschmitzt an:
„Woher soll ich das wissen? Ich hatte bis vor einer Stunde
keinerlei Erfahrung mit der Realität. Glauben Sie nicht auch, Herr Gerd, dass
ein freundliches Schicksal Sie in dieses Kino und auf den Platz neben meinem
geschickt hat? Ich habe in dieser kurzen Stunde bereits drei reale Erfahrungen
gemacht: den dreiteiligen Test im Lokal, ich habe mich in der Öffentlichkeit
von Ihnen echt fesseln lassen und ich habe mich als Gefesselte vor Fremden
entblößt! Brauchen Sie noch mehr Zaunpfähle, um den Wink des Schicksals zu
verstehen? Sollen wir es dabei bewenden lassen? Auf halbem Weg stehen bleiben?“
Ich muss lachen. „Das war ja ein ganzes Plädoyer für eine
vergnügliche und fruchtbringende, aber auch schmerzhafte, Fortsetzung des
Weges, Anna! Sehr überzeugend! Wenn Du mir vertraust, werden wir beide einen
Gewinn davon haben. Also: Dort drüben steht eine Parkbank. Dort werde ich Dich
vor Zeugen übers Knie legen! Damit ist unser Pakt besiegelt!“
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